verbindung für Kundinnen und Kunden aus dem Urnerland zu schaffen.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1899 hat die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) AG noch nie eine regelmässige Linie betrieben, welche die Agglomeration beziehungsweise den Kanton Luzern verlassen hätte. Seit heute Mittwoch, 27. September, ist dies nun der Fall. Pünktlich auf den Beginn der «Uri 06» hat der Tellbus Uri seinen Betrieb aufgenommen. Durch die neue Schnellbusverbindung ist das Zentrum der Museggstadt für Benützerinnen und Benützer des öffentlichen Verkehrs deutlich zügiger zu erreichen. Das Angebot umfasst montags bis freitags je zwei Kurse am Morgen und Abend. Gegenüber der Bahnfahrt via Arth-Goldau beläuft sich der Zeitgewinn auf 40 Prozent oder 26 Minuten pro Weg, ohne einen Aufpreis für den neuen Service bezahlen zu müssen.
Alte Idee neu aufgegleist
Der Urner Volkswirtschaftsdirektor Isidor Baumann erinnerte anlässlich der Verleihung des «Golden Creativity Award» vom 25. September im Rathaus Altdorf daran, dass bereits im Zusammenhang mit der Eröffnung des Seelisbergtunnels im Jahre 1980 erste Stimmen laut geworden worden seien, aus Zeitersparnisgründen eine linksufrige Busverbindung einzuführen. Diese Idee sei damals aber unter anderem aus konzessionsrechtlichen und Konkurrenzgründen gescheitert. Nun hätten sich drei potenzielle Konkurrenten zu Partnern zusammengetan, und zwar ganz zum Wohle der Kundinnen und Kunden. Isidor Baumann verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass diesem Projekt der Erfolgsnachweis möglichst schnell gelingen und ihm grosse Nachhaltigkeit beschieden sein möge.
Alte Trampelpfade verlassenEigentlicher Auslöser für die Umsetzung des Schnellbusprojektes war wie so oft ein Zufall respektive genau genommen eine Katastrophe. Nach dem verheerenden Unwetter vom August 2005 musste nämlich für die unterbrochene Bahnlinie notgedrungen ein Ersatzbetrieb mit Bussen eingeführt werden, und zwar via den Seelisbergtunnel. Diese Verlegenheitslösung erfreute sich schnell grosser Popularität. SBB, VBL AG und Auto AG Uri prüften daraufhin in enger Zusammenarbeit mit der Volkswirtschaftsdirektion Uri, ob es nicht Sinn machen würde, diesen Service fest einzuführen. Das Resultat dieses Denkprozesses ist bekannt.
«Drei Unternehmen haben traditionelle Denkmuster und alte Gewohnheiten, die man sonst nicht hinterfragt, durchbrochen und das, was einst als Notlösung gedacht war, auf seine Chance hin untersucht», meinte Kommunikationsexperte Iwan Rickenbacher in seiner Laudatio. Das sei in unserem Lande leider eine Ausnahme. Denn nach einem Unglück werde in der Regel wieder der genau gleiche Zustand hergestellt, wie er vorher geherrscht habe, ohne weitere Abklärungen. Iwan Rickenbacher gratulierte den drei beteiligten Unternehmen zum Mut, alte Trampelpfade zu verlassen und etwas Neues zu wagen, obwohl der Erfolg keineswegs garantiert sei. Lobende Worte gab es auch für den Urner Regierungsrat, der für die neue Schnellbusverbindung eine dreijährige Kostengutsprache beschlossen hat.
Beispielhaftes KooperationsmodellVor dem Überreichen der Urkunden und der dem Hollywood-Oscar nachempfundenen, allerdings mit einer Grös-
se von lediglich 10 Zentimetern bedeutend kleineren Statue an Norbert Schmassmann, Direktor VBL AG, Stephan Breuer, Regionalleiter Zentralschweiz SBB-Personenverkehr, und Urs Haener, Direktor Auto AG Uri, würdigte Idee-Suisse-Präsident Olaf Böhme die Tatsache, dass institutionelle Hürden und kantonale Grenzen unbürokratisch überwunden worden seien.
Hansjörg Felber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Uri, gab sich zuversichtlich, dass die Attraktivität Uris als Wohnort durch den Schnellbus verbessert werden könne. Ein Zentrum
und eine sogenannte Randregion würden einander nähergebracht. Das hier verwirklichte Kooperationsmodell könne als Beispiel für andere Bereiche dienen.
Urs Hanhart