Von Gott angeregt, von London inspiriert

Der Künstler Reto Scheiber hat den Masterlehrgang am Londoner Central Saint Martins College of Art and Design abgeschlossen. Ein spirituelles Erlebnis und die neue Stadt wirkten Wunder.
25.09.2007
Vor sieben Jahren nahm Reto Scheibers Leben eine markante Wendung. Eine Begegnung mit Jesus Christus, wie er selber sagt, brachte ihn nach persönlichen Problemen wieder auf den richtigen Weg. Nun hat er diese Erfahrung als Inspiration für seine Masterarbeit genutzt. An der renommierten Londoner Kunstakademie Central Saint Martins College of Art and Design hat der Urner Künstler und Farbdesigner vor Kur­zem den Masterlehrgang, mit der Note A, erfolgreich beendet.

Gott in der Box

Im Zentrum seiner Abschlussarbeit steht Gott und die angesprochene Berührung mit dem Übernatürlichen. «The Godhead» heisst die dreiteilige Raum/Licht-Installation und vereint Gott, Jesus und den Heiligen Geist. Die Dreifaltigkeit, hierzulande oft in alten, üppigen und figurativen Bildern zu sehen, wird von Reto Scheiber subtil, auf das Wesentliche reduziert, wiedergegeben. Gott wird als viereckige schwarze Box, mit einem Lichtstrahl durch die Mitte dargestellt. Jesus ist ein 250 auf 150 Zentimeter grosses Wandgemälde mit schwarzem Rand auf weissem Hintergrund. Der Heilige Geist zwei vertikale schwarze Balken auf weissem Hintergrund. Alle drei Werke sind in einem hellgrauen Raum sich gegen­über aufgestellt.

Risiko eingegangen

«Ich habe das Risiko, eine solche Thematik anzugehen, auf mich genommen», sagt Reto Scheiber. Über die Reaktionen der Betrachter war der gelernte Farbgestalter selbst ein wenig überrascht. «Die Professoren waren sehr positiv eingestellt und das Echo an der Ausstellung der Masterarbeiten sehr gut», erzählt er. Bereits hat er die Möglichkeit, seine Werke in Londoner Kunstgalerien auszustellen und im Radiosender Resonance 104.4 FM zu seinen Werken Auskunft zu geben. «Ich glaube, dass ich mit dieser Art der Darstellung eines religiösen Themas den Nerv der Zeit getroffen habe», erklärt sich Reto Scheiber seinen Erfolg. Religiöse Inhalte abstrakt dargestellt, das sehe man eher selten, sagt er.

Entdeckung der Sechzigerjahre

Dabei benutzt er minimalistisch-modernistische Elemente, die in den Sechzigerjahren entstanden sind. Donald Judd, Mark Rothko, Sol LeWitt und Barnett Newman sind deren Vertreter, die Reto Scheiber studiert hat. Zudem hat er sich mit dem Christentum, dem Atheismus und alten Philosophen auseinandergesetzt. «An was sollen wir eigentlich glauben?», fragt sich der Künstler und findet als Resultat die Konfrontation und das Spannungsfeld zwischen dem christlichen Glauben und der modernen atheistischen Wis­senschaft.

Zurück nach London

Ein Jahr lang hat der 34-Jährige seine Arbeit vorbereitet. «Anfangs war es vor allem sprachlich schwierig, Fuss zu fassen», sagt er. Das hat er geschafft. Die Kontakte, die er geknüpft hat, will er nun vertiefen. Reto Scheiber geht wieder zurück in die 8-Millionen-Metropole. «London ist sehr inspirierend», meint er. «Alles ist viel grösser, es gibt sehr viel mehr Stiftungen, welche junge Künstler unterstützen, und mehr Galerien.» Für immer will er aber dem Kanton Uri nicht fernbleiben. «Ich habe meine Wurzeln hier», sagt er. Nach zwei Jahren will er wieder zurückkehren. Das ist der Plan. Später versucht er das erarbeitete Eintrittsbillett in die internatio­nale Kunstwelt von hier aus zu nutzen. Wie immer in seinem Fall mit der Unterstützung von ganz oben.

Harry Tresch


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