Waldarbeiten bringen rätselhafte Objekte ans Tageslicht

Wo im Sommer ein dichter Wald wächst, kommt nun Rätselhaftes zum Vorschein. Nicht so für Karl Schilter-Walker: Er erinnert sich noch sehr gut an den Steinbruch aus seiner Kindheit.
01.03.2011
Eigentlich ist es ein unscheinbarer Fleck, das Waldstück hinter dem Hallenbad Moosbad in Altdorf. Doch seit geraumer Zeit sorgt er immer wieder für Verwunderung bei der Bevölkerung. Seit ein Teil der Bäume gefällt wurden, werden nämlich rätselhafte Objekte sichtbar: eine Steinmauer über einer Art Haus mit Eingängen, daneben ist ein Fels sichtbar. «Ich werde oft von Passantinnen und Passanten gefragt, was es mit diesen Objekten auf sich habe», sagt Karl Schilter-Walker. Er bewirtschaftet mit seinem Sohn und Besitzer, Altlandrat Karl Schilter-Müller, den 1,5 Hektaren grossen Privatwald.

Steinbruch aus der Vorkriegszeit

Was für die Passantinnen und Passanten ein Rätsel darstellt, kann Karl Schilter-Walker genau benennen: «Bei der rätselhaften Entdeckung handelt es sich um den ehemaligen Steinbruch der damaligen Emil Baumann AG», weiss der 81-jährige Landwirt. In den 1930er-Jahren habe man Stein vom nebenanliegenden Felsen gewonnen und diese in den Häuschen aus Stein für Maurerarbeiten vorbereitet. «Der Boden in den Häusern ist ebenfalls aus Stein und immer noch gut erhalten», betont Karl Schilter-Walker. Doch das war nicht immer so: Als sein Sohn das Waldstück vor 14 Jahren von der Gemeinde Altdorf gekauft hatte, waren die ehemaligen Steinbruchanlagen in einem desolaten Zustand. «Ich musste zuerst das Gelände von zahlreichen Scherben befreien», erinnert sich Karl Schilter-Walker. Er vermutet, dass Jugendliche oder Drogenabhängige das Versteck aus der Vorkriegszeit als Aufenthalts- und Treffpunkt benutzt hatten.

Erinnerungen werden wach

Als sein Sohn das Waldstück erworben hatte, war sich Karl Schilter-Walker bewusst, was sich dahinter verbergen würde. Dass die Familie dadurch nicht die ganze Fläche für Heizholz nutzen kann, stört den Landwirt nicht. Im Gegenteil: Damit konnte ein Andenken an seine Kindheit bewahrt werden. Karl Schilter-Walker erinnert sich noch gut an die Zeit: «Die Bilder an den Betrieb des Steinbruchs in den 1930er-Jahren, die zahlreichen italienischen Gastarbeiter und deren Kantine mit einer grossen Bocciabahn sind lebendig.» Doch das war nicht immer so. Nachdem der Steinbruch in der Zeit des Zweiten Weltkriegs eingestellt wurde und Karl Schilter-Walker mit seinem Landwirtschaftsbetrieb alle Hände voll zu tun hatte, geriet der Steinbruch auch bei ihm ein wenig in Vergessenheit. Bis er im Alter von 48 Jahren mit dem Berglauf anfing und bei seinen Läufen auf die Eggberge wieder mit dem Relikt aus seiner Kindheit in Berührung kam.

Carmen Epp


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt