Weihnachtsausstellung im Historischen Museum Uri

«Ochs und Esel - in der Krippe und in Uri», so lautet der Titel der aktuellen Weihnachstausstellung im Historischen Museum Uri in Altdorf. In den ausgestellten Weihnachtskrippen stehen die beiden Tiere beim Christkind. Die am Mittwoch, 11. Dezember, mit einer Vernissage eröffnete ...
13.12.2002
g beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Darstellung in der Krippe, sondern will auch den ehemaligen Stellenwert von Ochs und Esel in Uri aufzeigen.

Einmal mehr sehr originell war die Einführung in die Ausstellung. Konservator Rolf Gisler-Jauch übernahm die Rolle des Esels und Museumspädagoge Stefan Gisler diejenige des Ochsen. Die beiden warteten mit einem kleinen geschichtlichen Rückblick auf und lieferten interessante Hintergrundinformationen zu den Ausstellungsobjekten.

Die Anwesenden erfuhren zum Beispiel, dass der Esel um 4000 vor Christus in Ägypten domestiziert wurde, und dass das Leben in fremden, kälteren Klimazonen und die brutale Behandlung aus dem temperamentvollen, selbstbewussten und schnellen Wüsten- und Steppentier schlussendlich einen geduldigen Esel Langohr gemacht haben. Im alten Rom wurde er zuerst wie eine kostbare Ware geschätzt, dann aber mit der Zeit zum geschundenen Transportmittel degradiert. Durch seine Rolle in der biblischen Geschichte ist der Esel das Tier der christlichen Legende.

Kleine Entschuldigung

Absoluter Blickfang der Ausstellung, nicht zuletzt weil zentral platziert, ist der Palmesel von Bürglen. Im Mittelalter war es Brauch, am Palmsonntag den Einzug vom auf dem Esel reitenden Jesus in Jerusalem mit einer Prozession nachzuvollziehen. Der Palmesel wurde auf Rädern durch die Strassen gezogen. In der Reformationszeit und während der Aufklärung wurde dieser Brauch vielerorts wieder abgeschafft. Das Historische Museum ist auch noch im Besitz eines Palmesels aus dem 15. Jahrhundert, der in Erstfeld Verwendung fand. Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist die ehemalige Krippe aus der Pfarrkirche von Unterschächen, welche aus dem 18. Jahrhundert stammt. Daneben zeigen diverse Fotos die Figuren von Ochs und Esel aus einzelnen Weihnachtskrippen in Urner Kirchen. Die Ausstellungsgestalter fanden übrigens heraus, dass «Esel» als Schimpfwort und zur Bezeichnung von dummen Menschen schon bei den Römern Verwendung fand. Auch heute hört man hie und da die Ausrufe «Bisch ä Esel» oder «Oh, ich Hornochs». Die zwei genügsamen Vertreter aus dem Tierreich dürften diese Aussagen nicht gerade als Kompliment auffassen. Deshalb ist die Weihnachtsausstellung auch als kleine Entschuldigung an Ochs und Esel gedacht.

Ochse als Schneepflug

Der Ochse wurde im Altertum wegen seiner Kraft verehrt. Er, dem das kältere Klima des Nordens im Gegensatz zum Esel nichts ausmacht, wurde auch in Uri als Arbeitstier eingesetzt. Vor der Eröffnung der Gotthardbahn 1882 kamen die so genannten Bruchochsen zum Einsatz. Sie mussten den Schnee niedertrampeln, damit die Gotthard-Passstrasse das ganze Jahr offen gehalten werden konnte. Im Passverkehr wurde das Resultat aus Pferd und Esel, das Maultier, als Lasttier eingesetzt. Die Ausstellung thematisiert auch die Geschichte des Urner Wappens. Der Uristier unterscheidet sich rein äusserlich von allen anderen Stierdarstellungen dadurch, dass er einen Nasenring trägt. Er ist also kein Wildtier mehr, sondern bereits von Menschen gebändigt. Wie es dazu kam, respektive die Sage dazu, wird ausführlich erläutert. In einer weiteren Vitrine werden Utensilien gezeigt, mit denen den Tieren der Nasenring angebracht wurde. Schliesslich schlägt die Ausstellung auch noch die Brücke zur heutigen Landwirtschaft. Dargestellt werden die grossen Erfolge in der Urner Viehzucht. Den Verantwortlichen ist es gelungen, auf relativ kleinem Raum ein breites Spektrum an Themen abzudecken, ohne aber das Fuder zu überladen. Die Ausstellung ist deshalb für Gross und Klein gleichermassen geeignet. Sie dauert bis zum 2. Februar und ist jeweils von Mittwoch bis Sonntag, von 13.30 bis 17.00 Uhr, geöffnet, oder nach telefonischer Vereinbarung (041 870 19 06).

Urs Hanhart


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