Wenig Worte und viel Gefühl

Der neu gegründete Theaterverein Spiringen hat sich mit dem Stück «Ds gfrornig Härz» eine nicht leichte Aufgabe gestellt. Von Freitag bis Sonntag, 17. bis 19. November, wurde das Stück bereits dreimal aufgeführt. Die feinfühlige Inszenierung und die durchwegs guten Leistungen der ...
21.11.2006
erinnen und Schauspieler wurden vom Publikum mit kräftigem Applaus und lobenden Worten verdankt.

Bis zur Premiere wuchs bei Regisseur Joe Arnold die Spannung, wie das Publikum auf seine Inszenierung von «Ds gfrornig Härz» reagieren würde. Nun kann sie sich lösen, diese Spannung, denn die ersten drei Aufführungen sind vollends gelungen. Mit kräftigem Applaus verdankte das Publikum die Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler. Worte der Anerkennung waren beim Verlassen des Theatersaals zu hören. Wer den bekannten Film von Xavier Koller kennt, kann die Spannung des Regisseurs verstehen. Als Zuschauerin war auch ich gespannt, wie einzelne - gerade für junge Schauspielerinnen und Schauspieler - nicht ganz einfache Szenen umgesetzt würden. Kurz vor der Aufführung wurden Bilder einiger im Film wohl bewusst überzeichneter Szenen lebendig, die ich auch in Gedanken nicht auf die Bühne übertragen wollte.

Bekannte Melodien

Die Geschichte spielt vor einfachen Bühnenbildern, die von einer Szene zur andern einfach gedreht werden. Der Wechsel schafft Raum zum Mit- und Nachdenken. Die bekannten Melodien, als Begleitmusik von Roman Schuler passend umgesetzt und verändert, tragen die Stimmung ohne abzulenken. Ob der Schirmflicker (Martin Arnold) oder der Korber (David Schuler), die Serviertochter Theres (Karin Baumann), Rosi von Hinterau (Anita Stadler), der Pfarrer (Hubert Brand), der Gemeindepräsident von Hinterau (Erich Baumann) oder Uerech, der Dorftrottel (Nadja Müller), die einzelnen Rollen waren überzeugend und echt gespielt. Auch wenn Geldgier und Geiz in der Geschichte dominieren, immer wieder wird auch Mitgefühl spürbar. Die ungeschminkte Sprache, mit verhältnismässig wenig Kraftwörtern gespickt, vermag auch so die Lust und die Gier der Dorfbewohner zum Ausdruck zu bringen.

«Mängisch wärs gschyyder, mä wär schleewer»

Trotz Schneesturm will der Schirmflicker unbedingt weiter zu Rosi, was ihn teuer zu stehen kommt. Sein Kollege, der Korber, findet ihn tags darauf erfroren in der Nähe des Grenzsteines zwischen Hinterau und Vorderau. Um dem Kollegen wenigstens ein «christliches Begräbnis» zu verschaffen, meldet der Korber den Todesfall beim Gemeindepräsidenten von Hinterau. Doch der hat keine Freude und schleppt den mittellosen Toten auf das benachbarte Gebiet von Vorderau. Der Korber durchschaut das Spiel und schlägt gekonnt Kapital aus dem unwürdigen Hin und Her. Das Fazit der Geschichte wird in Spiringen unmissverständlich formuliert: «Mängisch wärs gschyyder, ma wär schleewer.» Die bewegende Tragikomödie «Ds gfrornig Härz» von Xavier Koller wird von den Spielerinnen und Spielern des erst in diesem Jahr gegründeten Theatervereins eindrücklich umgesetzt. Schauspielerinnen und Schauspieler, Initianten und Helfer zusammen mit dem Regisseur verdienen für ihren Mut, ihren Einsatz und das auf der Bühne Vorgeführte Lob und Anerkennung.

Luzia Schuler-Arnold


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