Wie langweilig es ohne Derbys wäre ...

Schattdorf setzt seinen Siegeszug fort. Altdorfs taktische Offensiveinstellung überraschte ... Die Altdorfer 1:0-Führung durch Alexander Senn in der 1. Minute konnten die Schattdorfer nach 55 Minuten dank eines Elfmeters durch Patrik Binaghi ausgleichen, ehe derselbe Spieler in der 75. ...
04.11.1999
te den Schattdorfer 2:1-Sieg sicherstellte. Wie langweilig wäre doch der Fussball ohne diese Derbys!

Eigentlich hat alles gestimmt: ein schöner Herbstnachmittag, ein grosser Aufmarsch an Zuschauerinnen und Zuschauern, jugendliche Anhänger mit Dosenhupen und Trommeln, lautstarke Unterstützung, Schattdorfs Masseur Wipfli, der seinen Charme und die gute Zusammenarbeit der beiden Klubs mit der Übergabe einer Rose an Altdorfs Masseurin Krupski unter Beweis stellt, ein strahlender und zufriedener Kassier Martin Hauger und vor allem die gegenseitig wertschätzende Haltung der Spieler während der ganzen Begegnung, auch wenn es in dieser Neuauflage des 2.-Liga-Derbys nach 20 Jahren doch nicht einfach nur um Punkte, sondern eben auch um sehr viel Prestige ging. Schliesslich aber rückte der Schiedsrichter ins Zentrum des Geschehens. Er soll angeblich mit fragwürdigen Äusserungen gegenüber FCA-Spielern eine gewisse Hektik auf den Platz gebracht haben.

Der Schiedsrichter

Schon in der Anfangsphase gab es ein Wortgefecht zwischen FCA-Trainer Sigi Würsch und dem Schiedsrichter. Der Trainer hatte von der Aussenlinie bei einem Freistoss lautstark den verlangten Abstand gefordert. Dieses Verhalten dauerte seine Zeit, bis Sigi Würsch im Verlauf der zweiten Halbzeit die Trai-nerbank verlassen musste. Enttäuscht und ziemlich erregt meinte er: «Ich bin ein engagierter Trainer und lebe halt einfach mit.» Das ist sein gutes Recht. Einen matchentscheidenden Fehlentscheid hat der Schiedsrichter aber wirklich nicht getroffen.

Tor nach 15 Sekunden

Nun, Altdorf hat ganz einfach wenig, sehr wenig nach dem guten Auftakt gemacht: Anspiel durch Schattdorf, ein Abpraller, Alexander Senn kreuzt allein vor André Oechslin auf und schiesst nach 15 Sekunden die 1:0-Führung, die wohl die wenigsten Zuschauerinnen und Zuschauer so richtig gesehen haben. Das Stimmungsbarometer in Schattdorf fiel schlagartig auf Null. Schattdorf hatte kaum Zeit, diesen Schock zu überwinden: ein Freistoss von Pedro Somoza von der linken Seite auf Goran Lukic, dessen Kopfball von André Oechslin nicht behändigt werden kann, und schliesslich rettet der Pfosten. Der FCA hätte schon mit 2:0 in Führung sein können. 2 Minuten später versuchte der schnelle Alexander Senn mit einem Kopfball den Schattdorfer Torhüter zu überlisten. Dann ging, mit Ausnahme der kurzen Schlussoffensive, das Altdorfer Feuer langsam, aber sicher aus. Zu einfallslos wurden die Bälle aus der Verteidigung weggeschlagen, und spielerische Elemente fehlten gar. Pedro Somoza, zweifellos ein technisch sehr guter Spieler, trat eigentlich nur bei stehenden Bällen in Erscheinung und in der 70. Minute, als er der ganzen Schattdorfer Verteidigung mit einem sehenswerten Dribbling das Nachsehen gab, André Oechslin den Schuss aber hielt. Sonst aber waren die Batterien des Altdorfers verbraucht. Oder war es etwa sein Manndecker Mauro Binaghi, der ihm den Schneid abkaufte?

Ähnlich ging es dem zweiten Altdorfer Schlüsselspieler Goran Lukic, der als Manndecker von Patrik Binaghi viel Laufarbeit verrichten musste und mit zunehmender Spieldauer sehr wenig zum Spielaufbau beitragen konnte. Ob Altdorfs Taktik, unter den gegebenen Umständen - ein Punktgewinn war ein «Muss» - auswärts mit drei Stürmern anzutreten, klug war, bleibt dahingestellt. Überrascht war man über diese offensive Einstellung schon.

Elfmeter brachte die Wende

Schattdorf kam nach der Durststrecke immer besser ins Spiel und erarbeitete sich gute Torchancen. Die beste vergab Daniel Zumbühl 2 Minuten vor dem Halbzeitpfiff, als er eine flache Hereingabe von Bruno Scheiber nicht zum verdienten Ausgleich verwerten konnte. Nach der Pause agierten die Schattdorfer gelöster, und der verletzungsbedingte Ausfall von Alexander Senn schwächte Altdorf. Nach 55 Minuten wurde Mauro Binaghi im Strafraum gefoult. Obwohl der routinierte Altdorfer Keeper, Roger Gisler, die Ausführung des fälligen Elfmeters verzögerte - er liess sich ziemlich viel Zeit, bis er sich zwischen den Pfosten bereit machte -, verwandelte Patrik Binaghi kaltblütig zum verdienten 1:1.

Hauke-Effort

Ein echter Hauke-Effort brachte schliesslich die Entscheidung: Er übernahm in der gegnerischen Spielhälfte den Ball, liess drei Altdorfer stehen, ehe er wieder Patrik Binaghi mit einem gekonnten Steilpass in Position brachte. Das Dribbling begeisterte, die Art und Weise, wie Patrik Binaghi die Entscheidung schoss, auch ... In der Schlussphase setzte Altdorf alles auf eine Karte und vermochte mit zwei gefährlichen Freistössen von der rechten Seite die Schattdorfer zu beunruhigen. Zum Ausgleich reichte es nicht mehr, Schattdorf ging auf Grund des starken Kollektivs, der physischen und psychischen Überlegenheit als verdienter Derbysieger vom Platz. Am 3. Juni 2000 wird es zu einer Neuauflage kommen. Hoffentlich haben bis dahin beide Teams die Ligazugehörigkeit geschafft. Der Kanton Uri ohne diese Derbys, wie langweilig die Fussballszene doch wäre ...

Das Matchtelegramm

Sportplatz Grüner Wald, Schattdorf;rund 900 Zuschauerinnen und Zuschauer. - Schattdorf: André Oechslin, Bruno von Flüe, Markus Baumann, Markus Thöny, Bruno Scheiber (76. Ricardo Pereira), Martin Hauke (82. Thomas Zberg), Daniel Zumbühl (69. Sacha Willemsen), Otto Wernli, Mauro Binaghi, Patrik Binaghi, Iwan Bissig. - Altdorf: Roger Gisler, Goran Lukic, Stefan Lussmann (87. Pius Ziegler), Hermann Epp, Giorgo Gobbato (76. Roger Walker), Pedro Somoza, Alexander Senn (52. Rolf Aregger), Claudio Zezzi, Roman Ziegler, Benno Niederberger, Werner Gisler. - Tore: 1. Senn 0:1; 55. Patrik Bianghi 1:1 (Foulelfmeter); 75. Patrik Binaghi 2:1. - Verwarnungen: 42. Niederberger (Reklamieren); 60. R. Ziegler (Foul), 64. Somoza (Foul), 85. Walker (Reklamieren).

Karl Ziegler


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt