Wo schon Wilhelm Tell sprang

Am 5. September rotieren die weltbesten Klippenspringer aus 26 Metern Höhe in den Urnersee. Treffpunkt ist Sisikon.
07.08.2009
An mythischer Stätte macht die Red Bull Cliff Diving Series dieses Jahr wieder einmal Halt in der Schweiz. Wilhelm Tells legendärer Sprung auf eine Felsplatte und die besten Klippenspringer der Welt haben bald eines gemeinsam: Das Ufer des Urnersees ist die Kulisse für ihre kurze, aber entscheidende Flugphase. Sprang der eine aus dem Boot seiner Häscher auf den rettenden Felsvorsprung, tauchen die Luftakrobaten in Sisikon aus 26 Metern Höhe ins Wasser. 3 Sekunden rotieren sie durch die Luft. Mit 90 km/h tauchen sie ein. Der bisher letzte Cliff Diving Event in der Schweiz hatte 1997 im Maggiatal stattgefunden.

Sisikon ganz gross

Zum ersten Mal hat nun die Deutschschweiz das Vergnügen, die weltbesten Klippenspringer fliegen zu sehen. Man erwartet Tausende Besucherinnen und Besucher, die von Booten, Luftmatratzen, Surfboards oder vom Ufer aus die Sprünge verfolgen können. Ein fünfköpfiges OK organisiert vor Ort diesen Wettkampf. Teamleader ist Adrian Scheiber, der seit 15 Jahren am Wasser in Sisikon lebt. «Wir rechnen mit 2500 bis 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern», erklärt er. «Aber das abzuschätzen ist schwierig. Wir haben diesbezüglich noch keine Erfahrungswerte.» Adrian Scheiber lobt die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Team von Red Bull. Und er kann sich auf die Bevölkerung von Sisikon verlassen.

Am vergangenen Donnerstagabend, 6. August, fand für die Einwohnerinnen und Einwohner von Sisikon eine Informationsveranstaltung statt. «Die Gemeinde steht voll hinter diesem Event», betont Adrian Scheiber. Rund 100 Helferinnen und Helfer werden im Einsatz sein, und das bei 370 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Bevölkerung wurde die Organisation, das Konzept, der Ablauf und die Bedeutung der Veranstaltung erläutert. Der Wettkampf beginnt um 14.00 Uhr; er dauert bis zirka 17.00 Uhr. Mit entspannten Rhythmen und kühlen Drinks senkt die Klippenparty am Samstagabend auf See den Puls. Die Party findet bei jedem Wetter statt. Für das Springen gibt es bei ungünstigen äusseren Verhältnissen ein Ersatzdatum, und zwar am Sonntag, 6. September.

Der fliegende Eidgenosse

Unbestrittener König der Klippenspringer ist der Kolumbianer Orlando Duque, der neunfache Weltmeister. Schweizer sind zurzeit keine in der absoluten Weltelite. Markus Frei, ein 43-jähriger Fitnessinstruktor aus Winterthur, Mitte der Neunzigerjahre in den Top Ten, springt dank einer Wildcard mit seinen alten Kollegen. «Die einfachsten Sprünge sind die schönsten», findet er und präzisiert, «zum Beispiel ein Doppelsalto mit halber Schraube.» Insgesamt sind 13 Springer im Wettkampf.

Daniel Locher gehörte wohl heute noch zur Weltspitze, wäre er nicht schon mit 23 Jahren zurückgetreten. Der Vize-Europameister von 2004 verfolgt seit zwei Jahren ein noch höheres Ziel: Ende dieses Jahres schliesst er sein Theologiestudium ab. Er will Pfarrer werden. In Sisikon ist er als Ko-Moderator mit Nick Hartmann zu hören. Ein Pionier des High Diving in der Schweiz sitzt in der Jury: Peter Rüedi springt auch mit 64 Jahren immer noch, aber höchstens von 22 Metern, wie er bescheiden angibt. Nicht minder akrobatisch, aber etwas weniger lang flog Jacqueline Schneider durch die Luft. Die Olympiafinalistin in Sydney im Kunstspringen vom 3-m-Brett ist ebenfalls an Bord des Jury-Boots.

Pumpen statt parken

In Sisikon werden keine Parkplätze für Motorfahrzeuge zur Verfügung stehen. «Kommen Sie mit der Bahn (Extrazüge), dem Boot, dem Schiff, dem Velo oder zu Fuss», betont Adrian Scheiber. «Nehmen Sie die Luftmatratze oder das Gummiboot mit. Wir werden zwei Pumpstationen einrichten und auf dem See Zonen einteilen.» Auf dem See wird es eine grosse Plattform geben.
Weitere Informationen gibts unter www.redbullcliffdiving.com

Erich Herger


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