Zu Besuch war eine heilige Kirchenlehrerin

Rund 100 Gläubige begrüssen die Reliquien der heiligen Thérèse. Gläubige jeden Alters haben der Missionarin bei ihrem dreistündigen Aufenthalt in der Pfarrkirche die Ehre erwiesen und sich von ihrem Leben inspirieren lassen.
13.06.2008
«Sie alle haben heute gespart», sagte Pfarrer Gregor Niggli am Mittwochmorgen, 11. Juni, zu Beginn seiner Predigt in der Spirgner Kirche. Der Pfarrer, der den Reliquienschrein auf seiner Reise durch das Bistum Chur begleitet, meinte damit die rund
1500 Kilometer lange Fahrt bis nach Lisieux. Dort steht nämlich der Reliquienschrein der heiligen Thérèse, wenn er nicht gerade rund um die Welt reist oder in Spiringen ist. Der Schrein wurde auf Wunsch brasilianischer Bischöfe angefertigt, um den Gebeinen der Heiligen das Reisen zu ermöglichen. Er ist 132 Kilogramm schwer, aus brasilianischem Edelholz gefertigt, mit Gold verziert, und zum Schutz vor den vielen Berührungen, mit einer Plexiglashaube bedeckt.

Eine von 33 Kirchenlehrern

Beinahe 100 Personen aus ziemlich allen Altersgruppen nahmen in der Pfarrkirche von Spiringen an der Messe zu Ehren der heiligen Thérèse teil. Sie, die bereits im zarten Alter von 24 Jahren starb, wurde 1997 - 100 Jahre nach ihrem Tod - von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin erhoben. In der 2000-jährigen Geschichte der Katholischen Kirche wurde diese Ehre nur insgesamt 33 Heiligen zu teil. «Ihr Verdienst war, äusserlich betrachtet, kein grosser. Doch lebte sie ein gnadenvolles Leben, welches aus Güte und wahrer Liebe bestand», erklärte Pfarrer Gregor Niggli. Beispielsweise habe sich Thérèse während ihres Lebens im Karmelitinnen-Kloster nie über etwas beschwert. «Selbst wenn sie wegen dem Missgeschick einer Mitschwester beim Wäschewaschen Seifenlauge in die Augen bekam, tat sie, als ob rein gar nichts geschehen wäre», schwärmte Pfarrer Gregor Niggli über die demütige Haltung dieser Heiligen.
Heilige sollen als Leuchttürme im Meer des Lebens gelten und zu Gott hinführen: «Auch wir können versuchen, unsere Mitmenschen immer mehr zu lieben - Gott liebt schliesslich auch jeden von uns und nimmt ihn so an, wie er ist.» Als Anleitung dienen könne die Autobiografie «Geschichten einer Seele». Es ist übrigens das einzige schriftliche Werk, welches die heilige Thérèse zu Lebzeiten verfasst hat. «Ihre Spiritualität des «Kleinen Weges» ist eine lebensnahe Wegweisung für den Alltag, welche sogar bei Nichtchristen Beachtung findet», heisst es dazu in einer abgegebenen Broschüre.

Zurück nach Lisieux

Eher einen längeren Weg traten anschliessend die Reliquien der Heiligen an. Sechs starke Spirgner Männer in «Sännächuttäli» haben den Schrein der heiligen Thérèse von Lisieux zu einem vor der Kirche wartenden Kleinbus getragen. Bereits am Nachmittag wurde die heilige Missionarin Thérèse in Oberurnen und anschliessend in Cazis erwartet. Die unter der Schirmherrschaft von Diözesanbischof Vitus Huonder stehende Reliquientour findet dann morgen, 15. Juni, mit der Rückkehr nach Lisieux ihren Abschluss.

Daniel Regli


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