Zukunft des Skigebietes Winterhorn

Hospental und das Winterhorn erhalten noch eine Chance. An der Generalversammlung des Vereins pro Winterhorn hat sich die Versammlung gegen die vom Vorstand beantragte Auflösung des Vereins und gegen die Schliessung des Skibetriebes ausgesprochen. Ein neuer Vorstand unter dem Präsidium von ...
24.10.2002
Paul Jans, Gemeindepräsident von Erstfeld, versuchen nun, bis Weihnachten den Skibetrieb wieder - reduziert - aufzunehmen. Mit Kooperation soll das Überleben gesichert werden.

Das Mehrzweckgebäude Hospental war am Mittwochabend, 23. Oktober, gerangelt voll. Volkswirtschaftsdirektor Isidor Baumann, Urschner Politiker und Touristiker sowie Vereinsmitglieder aus nah und fern waren erschienen. Es ging nicht «bloss» um die Schliessung eines Betriebs, sondern um die wirtschaftliche Zukunft einer Region. Einig waren sich in einem Punkt alle: Die Folgen der Schliessung wären für die Gemeinde Hospental und für den Urschner Tourismus fatal. Trotzdem beantragte der Vorstand die Stillegung und die Liquidation sowie die Vereinsauflösung.

Verlustreiche Saison

In ihrem Geschäftsbericht erläuterte Präsidentin Carmen Bundi die Überlegungen, die zum Antrag geführt hatten. Schon vor Beginn der letzten Saison sei die finanzielle Situation schlecht gewesen. Wegen Schneemangel konnte erst ab dem 31. Dezember auf dem Winterhorn Ski gefahren werden - aber nur im Bereich des Sessellifts. Der Skilift wurde gar erst am 5. Januar eröffnet. Auch im Januar und Februar fielen sehr wenig Niederschläge. Der ansonsten umsatzstärkste Monat März brachte lediglich ein einziges einigermassen gutes Wochenergebnis. Nach nur 89 Tagen musste die Skisaison am 1. April beendet werden. Zur schlechten Saison kam ein grösseres Schadenereignis mit einem Totalschaden einer Pistenmaschine hinzu. Dies alles führte dazu, dass dem Betriebsertrag von 350`500 Franken (Vorjahr 646`400 Franken) ein Aufwand von 486`900 Franken (Vorjahr 660`800 Franken) gegenüberstand, woraus ein Verlust von 136`400 Franken resultierte.

Verständnis ja, Geld nein!

Vizepräsident René Eichenberger betonte, dass auf allen Ebenen versucht worden sei, Geld aufzutreiben. «Wir sind überall auf Verständnis und offene Ohren gestossen, aber Geld ist keines geflossen.» Der Vorstand erachte es als unseriös und unverantlich, den Skibetrieb auf dem Winterhorn weiterzuführen. Nur so könne ein noch grösserer Scherbenhaufen zu einem späteren Zeitpunkt erspart werden. Er betonte, dass in der Betriebskasse in den bisherigen sieben Vereinsjahren im Durchschnitt jährlich 100`000 Franken fehlten. Vorstandsmitglied Erich Megert fügte an, dass der Bund den Sportbahnen zwar eine Betriebsbewilligung bis 2011 erteilt habe, diese sei aber an bestimmte Auflagen gekoppelt. Man müsse deshalb jährlich mit Investitionen von 50`000 bis 100`000 Franken für Bahnen, Restaurant und Pistenfahrzeuge rechnen.

Geld vom Kanton?

Isidor Baumann bestätigte ein Beitragsgesuch des Vorstandes. Doch die Möglichkeiten des Kantons seien beschränkt. Investitionshilfe für Berggebiete (IHG) gebe es nur, wenn der Bund das Projekt als tragbar und nachhaltig betrachte - wie bei den Beschneiungsanlagen am Gemsstock beispielsweise. Bei IHG-Geldern müssen sich Bund und Kanton die Summe hälftig teilen. Der Kanton könne andererseits einzig via ordentliches Budget Geld für das Winterhorn sprechen. Doch auch hierfür müsste das Skigebiet Strategien aufzeigen können, die positiv in die Zukunft weisen, und dies sei zum heutigen Zeitpunkt nicht der Fall.

«Es braucht den Kraftakt»

Altständerat Hans Danioth meinte zum Beginn der Diskussion, man dürfe nicht so schnell zum Todesschlag ausholen. «Die Rechnung des vergangenen Winters können wir getrost Petrus schicken». An einen so schlechten Winter könne sich wohl kaum jemand erinnern. In den bisherigen Vereinsjahren habe es aber auch Lichtblicke gegeben: man habe zweimal schwarze Zahlen schreiben können. Es gelte nun, mit den Andermatt Gotthard Sportbahnen AG (AGS) versärkt zu operieren, um so Kosten zu sparen. Aussedem müssten Mittel in der Höhe von 400`000 Franken aufgetrieben werden, um Schulden zu tilgen und ein kleines Startkapital für die kommende Saison zur Verfügung zu haben. «Es braucht diesen Kraftakt für unsere Region!», schloss Hans Danioth sein Votum und erntete grossen Applaus.

Negativismus ...

Es entwickelte sich eine angeregte und emotionale Diskussion. Eine Gruppe namens Interessengemeinschaft signalisierte die Bereitschaft, die Vorstandstätigkeiten zu übernehmen, falls sich die Versammlung gegen eine Auflösung des Vereins ausspreche und der bisherige Vorstand sich zum Rücktritt entschliessen sollte. Man habe bereits Gespräche mit der AGS bezüglich einer Kooperation geführt. Alttalammann Max Melotti ermunterte die Versammlung, dem Winterhorn nochmals eine Chance zu geben. Man dürfe nicht ständig das Negative heraufbeschwören. «Es gibt nur einen Sündenbock: Petrus. Der ist aber noch älter als ich und hört nicht mehr viel», brachte er die Versammlung zum Schmunzeln.

Die Rentabilität der Bergbahnen sei nicht erste Priorität, hiess es weiter, denn diese seien nichts anderes als eine Infrastruktur zum Wohle der ganzen Region: ähnlich wie Strassen, Wasserleitungen oder Kanalisationen, bei denen auch niemand frage, ob sie rentieren. Weiter müssten die Vereinsmitglieder - als Vorbild für andere - selber in die Taschen greifen und bereit sein, einen höheren Mitgliederbeitrag oder einen grösseren einmaligen Beitrag zu leisten.

Forderungen der AGS

Peter Heinzer, Direktor der AGS, konkretisierte eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Winterhorn: «Die AGS ist nur dann zu einer Kooperation bereit, wenn dies finanziell Sinn macht. Die AGS kann gegenüber den Banken und den Aktionären keine Risiken eigehen.» Es müsse eine lückenlose Klarheit über die Schulden geben, der Betrieb könne nur reduziert aufgenommen werden, der Betrieb sofort eingestellt werden können, wenn es die wirtschaftliche Situation erfordere. Dazu brauche es schriftliche Verträge. - Das Winterhorn sei auch für die AGS interessant: Das Gebiet sei attraktiv und eine ideale Ausweichmöglichkeit bei grossem Andrang. Hingegen Kapital könne die AGS nicht einbringen.

Vorstand ausgewechselt

Nach gut drei Stunden wurde über den Antrag des Vorstandes abgestimmt. Mit 62:18 Stimmen war die GV gegen die Auflösung des Vereins. Der Vorstand trat somit in globo zurück. Darauf wurde Paul Jans, Erstfeld, einstimmig zum neuen Vereinspräsidenten gewählt. Als Vorstandsmitglieder wurden ebenfalls einstimmig Altregierungsrat Alberik Ziegler, Bruno Zwissig, Göschenen, Christian Schmid, Bernhard Regli, Gregor Regli und Remo Christen, alle Hospental, gewählt. Nach kurzer Diskussion wurde beschlossen, den Vereinsbeitrag (bisher 25 Franken) neu auf 50 Franken für Privatpersonen sowie 500 Franken für einheimisches Gewerbe und 250 Franken für auswärtiges Gewerbe festzulegen. Abschliessend bedankte sich Carmen Bundi für die engagierte Teilnahme an der GV, wünschte dem neuen Vorstand viel Erfolg und versicherte, der alte Vorstend werde die neue Führung bei ihrem schwierigen Vorhaben tatkräftig unterstützen.

Dass es jetzt schnell gehen muss, ist dem neuen Vorstand klar. Wenn das Wetter mitmacht, möchte man den Skibetrieb nämlich bis Weihnachten zumindest an den Wochenenden aufnehmen. Am Ende der GV zückten die neuen Vorstandsmitglieder deshalb ihre Terminkalender und notierten sich den Freitag, 25. Oktober, als ersten Sitzungsabend. Und als sie sich auf den Heimweg machten, hatte es draussen zu schneien begonnen. Ein hoffentlich gutes Omen.


Markus Arnold


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